Impfungen

Impfungen von Frühgeborenen
Frühgeborene sind nach der Geburt einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt. Dies liegt zum einen an ihrer Unreife des Immunsystems und zum anderen an der Krankenhausumgebung, die grundsätzlich ein potenziell gefährliches Keimspektrum vorweist. Trotzdem verfügen Frühgeborene bereits über eine eigene Abwehrleistung.

Warum schon Frühgeborene impfen?
Direkt nach der Geburt sind Kinder noch durch sogenannte „Leihantikörper“ der Mutter gegen bestimmte Erkrankungen für einen Zeitraum von ca. 3-6 Monaten geschützt. Diese Antikörper sind Abwehrstoffe, die die Mutter gebildet und dem Kind während der Schwangerschaft übertragen hat. Bei Frühgeborenen kommt dieser Mechanismus jedoch nicht in vollem Maße zum Tragen. Erst ab der 32. Schwangerschaftswoche gehen ausreichend Antikörper über den Mutterkuchen an das Kind über. Häufige Blutentnahmen und das rasche Wachstum tragen zu einem Verdünnungseffekt bei sehr kleinen Frühgeborenen bei.
Studien haben ergeben, dass Frühgeborene Impfungen ohne wesentliche Nebenwirkungen vertragen und ihr Immunsystem gut auf den Impfstoff anspricht, d.h. eigene Antikörper in ausreichender Zahl bilden kann. 
Als Nebenwirkungen können eventuell Fieber, Unwohlsein und lokale Rötungen oder Schwellungen an der Einstichstelle auftreten. Sehr kleine Frühgeborene reagieren manchmal gehäuft mit Atempausen, die jedoch auf Grund der Monitorüberwachung während des stationären Aufenthaltes kein zusätzliches Risiko darstellen.

Welche Impfungen werden empfohlen?
Frühgeborene erhalten dieselben Impfungen wie auch reifgeborene Kinder. Beginn dieser Impfung ist der 60. Lebenstag, eine Wiederholung erfolgt nach 4 Wochen. Sehr kleine oder kranken Frühgeborene erhalten bei uns die 1. Dosis im Einzelfall etwas später, da sie deutlich häufiger Atempausen nach Impfungen zeigen, je jünger sie sind.

Im Einzelnen sind dies:

  • Pertussis (Keuchhusten) 
  • Diphtherie (schwere Entzündung des Rachens, der Rachenmandeln, der Nasenschleimhaut oder des Kehlkopfes mit Beteiligung weiterer Organe)
  • Tetanus (Wundstarrkrampf)
  • Polio (Kinderlähmung)
  • Haemophilus influenzae Typ B (kann zu Hirnhautentzündungen und einer gefährlichen Entzündung im Kehlkopfbereich führen)
  • Hepatitis B (Leberentzündung)
  • Pneumokokken (Erreger von Mittelohr-, Nasennebenhöhlen, Lungen- und Hirnhautentzündung)


Oben genannte Impfungen sind sogenannte „aktive“ Impfungen, die das Immunsystem anregen, selbst spezifische Abwehrstoffe zu bilden. Die ersten 6 genannten Impfstoffe stehen in einer Spritze zur Verfügung, sodass Ihr Kind nur zweimal (Pneumokokken separat) mit einer sehr dünnen Nadel in den Oberschenkel gestochen wird. 

Einen zusätzlichen Schutz sollten sehr kleine Frühgeborene oder auch ältere Kinder mit Lungenproblemen und schwerwiegenden Herzfehlern durch eine „passive“ Impfung gegen das RS-Virus erhalten. Passive Impfung bedeutet, dass Antikörper (Abwehrstoffe) verabreicht werden, sodass der Körper sofort nach der Impfung schon über einen Schutz gegen diesen Erreger verfügt. Dieser kann schwerwiegende Erkrankungen der unteren Luftwege mit Luftnot bei Kindern bis zu 2 Jahren verursachen. Während der potenziellen Infektzeit (Wintermonate) wird diese Impfung alle 4 Wochen wiederholt. 

August 2008, Dr. A. Heck


Quelle: 
Pädiatrie Hautnah S2.2006, S. 34-36
Epidemiologisches Bulletin 2007, Empfehlungen der ständigen Impfkommission (STIKO)

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